Projektinformationen

Hintergrund und Motivation

Extreme ideologische Positionen, ob religiös oder politisch motiviert, haben in den letzten Jahren eine erhebliche Konjunktur erfahren. Angesichts der mit dieser Entwicklung verbundenen Gefahren sind zahlreiche Präventions- und Interventionsmaßnahmen von staatlichen wie zivilgesellschaftlichen Akteuren entwickelt worden.

Ziele und Vorgehen

Vornehmliches Ziel des MAPEX-Verbundprojekts war es daher, einen bundesweiten Überblick sowohl über sämtliche öffentlich zugängliche Maßnahmen der Prävention als auch der Deradikalisierung und Distanzierung im Bereich des islamistischen Extremismus zu entwickeln und diese auf einer interaktiven und digitalen Plattform abzubilden.

Dazu hat das Verbundprojekt alle in den Jahren 2018 und 2019 aktiven Projekte und dauerhaft tätige Maßnahmen befragt, die entweder einer religiös begründeten Radikalisierung (Islamismus bzw. Neo-Salafismus) vorbeugen oder im Bereich der Distanzierung bzw. Deradikalisierung islamistischer Extremist*innen tätig sind.

Zum anderen wurden aber auch solche Projekte und Maßnahmen der universellen bzw. Primärprävention interviewt, die sich gegen die Abwertung von Menschen aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder ihrer Weltanschauung engagieren – Projekte also, die sich zwar nicht unbedingt an eine konkrete Ziel- bzw. Risikogruppe richten, aber dennoch einen indirekten Phänomenbezug aufweisen.

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Möglichkeiten und Perspektiven der MAPEX-Plattform

Bildschirmfoto der Projektansicht Die MAPEX-Plattform setzt sich aus einer Projektansicht und einer Analyseansicht zusammen.

In der Projektansicht sind sämtliche wichtigen Akteure der Präventionslandschaft in Deutschland dargestellt, die im Rahmen von MAPEX als einschlägig erfasst wurden und ihr Einverständnis zur namentlichen Darstellung auf der Projektlandkarte gegeben haben. Dabei können die verschiedenen Projekte und dauerhaft tätigen Maßnahmen anhand der Präventionsebene, des Handlungsfeldes und des Standorts gefiltert werden. Auch können die Projekte und Maßnahmen entweder auf der Karte oder als Liste angezeigt werden. Mit Klick auf die Marker in der Kartenansicht oder den Projektnamen in der Listenansicht öffnet sich zudem ein Fenster mit einer Kurzbeschreibung, der Adresse sowie der Webseite des jeweiligen Projekts.

Bildschirmfoto der Analyseansicht
Die Analyseansicht bietet darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Analyse- und Visualisierungsmöglichkeiten. So kann mithilfe der Analyseansicht z. B. untersucht werden, wie viele Projekte und Maßnahmen mehrere Phänomenbereiche adressieren und auf welcher Präventionsebene, in welchem Handlungsfeld und mit welchen Zielgruppen dies geschieht. Im Unterschied zur Projektansicht liegt der Analyseansicht ein aggregierter und anonymisierter Datensatz zugrunde. Die hier gemachten Angaben sind also nicht mehr zurückführbar auf einzelne Projekte, sondern (aus Datenschutzgründen) auf die Ebene des Bundeslandes aggregiert.

Offene Standards und Schnittstellen ermöglichen überdies ein Hinzufügen von Vergleichsdaten, weiteren Erhebungszeiträumen und Phänomenbereichen oder auch die Integration sozio-demographischer und sozio-ökonomischer Daten.

Ergänzt und vertieft wird das Mapping zudem durch vier qualitative Teilprojekte. Diese haben unterschiedliche ineinandergreifende Themenschwerpunkte und werden jeweils von einer Partnerinstitution des Verbunds federführend betreut.

Kooperationspartner

Unterstützt und begleitet wurde MAPEX zudem von sieben assoziierten Partner*innen. Dazu gehörten das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF), Ufuq e. V., das Landeskriminalamt Sachsen, das Programm Wegweiser e. V. in Düsseldorf, der interdisziplinäre LOEWE-Schwerpunkt »Religiöse Positionierung« (RelPos) in Frankfurt a. M. sowie die Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus (BAG RelEx).

Um die eigene Perspektive zu erweitern, kooperierte MAPEX darüber hinaus mit dem von modus|zad durchgeführten DISLEX 3D-Projekt (»Distanzierungsprozesse im islamistischen Extremismus: Eine systematisierende Erhebung der Parameter zur Selbst- und Fremdbeobachtung in drei Dimensionen«).

Ein enger Austausch bestand überdies mit dem vom HSFK koordinierten Forschungs- und Transfervorhaben »PrEval – Evaluationsdesigns für Präventionsmaßnahmen«.

Der Forschungsverbund

Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung

Universität Bielefeld

Das Teilprojekt des IKG setzte sich im Rahmen von qualitativen und komparativen Analysen mit der Frage auseinander, inwiefern sich Konzepte und Methoden der Rechtsextremismusprävention und -intervention auch im Umgang mit islamistischer Radikalisierung als tragfähig erweisen. Dadurch sollten zum einen die Wirksamkeit und die Grenzen der Übertragbarkeit bestimmt, zum anderen aber auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den (De-)Radikalisierungsprozessen von islamistisch und rechtsextremistisch orientierten Heranwachsenden aus Sicht der Praxis herausgearbeitet werden. Bestehende Kooperationsformen und Netzwerke zwischen den Programmen wurden dabei ebenso fokussiert wie die Bedeutsamkeit der ideologischen Auseinandersetzung im Rahmen der rechtsextremistischen und islamistischen Deradikalisierungsarbeit.


Verbundkoordination: Prof. Dr. Andreas Zick, Dipl.-Soz. Manuela Freiheit
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dipl.-Soz. Andreas Uhl
Studentische Hilfskräfte: Franziska Winnacker, B.A., Moritz Bühler, B.A., Sören Sponick, M.A.

Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Islam

Goethe-Universität Frankfurt

Das Teilprojekt der Goethe-Universität Frankfurt nahm Projekte und Maßnahmen der universellen und selektiven Präventionsebene in den Blick. Im Zentrum der qualitativen Untersuchung standen die didaktischen Konzepte und die methodische Umsetzung der konkreten Präventionsarbeit. Gefragt wurde, in welchem Zusammenhang diese mit dem jeweiligen Verständnis von Radikalisierung und mit Annahmen über die Bedeutung von Religion und Religiosität für Radikalisierungsprozesse stehen. Betrachtet wurden in diesem Zusammenhang auch die pädagogische Planung und das Handeln der Akteur*innen unter Aspekten der Professionalisierung. Quer zu diesen Forschungsfragen lagen genderbezogene Aspekte. Das Teilprojekt sollte dazu beitragen, die verschiedenen Ansätze zusammenzuführen und aus den vielfältigen Einzelinitiativen Synergien abzuleiten.


Leitung: Prof. Dr. Harry Harun Behr, Dr. Meltem Kulaçatan
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Peter Sitzer
Studentische Hilfskräfte: Kristina Bolender, M.A., Christine-Irene Kraus, B.A., Zeynep Cetiner, B.A.

Institut für Islamische Theologie

Universität Osnabrück

Das Teilprojekt des Instituts für Islamische Theologie (IIT) beschäftigte sich im ersten Projektabschnitt mit der Identifizierung von Maßnahmen und Projekten im Bereich der Radikalisierungsprävention. Im zweiten Projektabschnitt fokussierte das IIT sozialräumliche Aspekte der Präventionsarbeit anhand ausgewählter Projekte und Maßnahmen. Ausgangspunkt war dabei die Annahme, dass die Radikalisierungsprävention eine Gemeinschaftsaufgabe darstellt, die hohe Kooperationserfordernisse mit sich bringt. In diesem Kontext befasste sich das IIT mit folgenden Fragen: (1) Sind alle relevanten Akteure des Sozialraums und der Regelsysteme ausreichend in die Maßnahmen und Projekte eingebunden? (2) Welche verschiedenen Kooperationsformen gibt es und wie können etwaig bestehende Hindernisse beseitigt werden?


Leitung: Dr. Michael Kiefer
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Dorothee Fenner, M.A. und
Kathrin Wagner, M.A.
Studentische Hilfskraft: Martin Kaminski, B.A.

Fachbereich Sozialwesen

FH Münster

Ausgehend von der Differenzierung verschiedener Präventionstypen befasste sich das Teilprojekt der FH Münster mit der indizierten Prävention, d. h. konkreten Maßnahmen der Demobilisierungs-, Distanzierungs- und Deradikalisierungsarbeit. Dazu wurden qualitative Interviews mit Praktiker*innen in der indizierten Prävention geführt. Ziel war es, eine Übersicht über die gebräuchlichsten und erfolgversprechendsten Methoden und Vorgehensweisen aus der Praxis der indizierten Prävention zu erarbeiten. Als Transferprodukt entstand ein Methodenglossar, das es Praktiker*innen und Interessierten erlaubt, sich zielgerichtet und detailliert über sämtliche Vorgehensweisen und Methoden der indizierten Prävention zu informieren.


Leitung: Dr. Sebastian Kurtenbach
(Vertretung von Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani)
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Julian Waleciak, M.A., Linda Schumilas, B.A.
Studentische Hilfskräfte: Hebba Gazarin, B.A., Rabia Richard, B.A., Justin Grawenhoff